Etch-and-Rinse-Technik (Deutsch auch Total-Ätz-Technik)

Der Verbund zwischen Zahnschmelz und zahnfarbenen Werkstoffen wurde 1955 von Buonocore durch die Einführung der Etch-and-Rinse (Säure-Ätz) Technik revolutioniert. Dazu wird eine Säure auf den Zahn appliziert und anschließend mit Wasser abgespült. In Studien hat sich die Phosphorsäure mit einer Konzentration von 30-40% als am besten geeignet herausgestellt. Das Verfahren ist ein wichtiger Schritt für die Vorbereitung des Zahnschmelzes vor Versiegelung oder Kompositrestaurationen.

Schmelz:

Die Ätzung des Zahnschmelzes bewirkt eine verbesserte Benetzbarkeit, Oberflächenvergrößerung und Entstehung von Mikroretentionen. Die Ätzung sollte für mindestens 30 Sekunden erfolgen. Aufgrund der Morphologie (siehe Schmelz) resultieren daraus 3 Arten von Ätzmustern.  Ätztyp I entsteht durch Auflösung der Schmelzprismen. Ätztyp II entsteht durch Auflösung der zwischenprismatischen Substanz. Ätztyp III, auch Mischtyp genannt, ist charakterisiert durch Auflösen von Prismen und zwischenprismatischer Substanz, diese Oberfläche bietet eine geringere Retention (Hellwig et al., 2018). Nach dem Ätzen wird ein niedrig visköser Bond appliziert (Adhäsiv), bevor die Kompositrestauration erfolgt. Dies ermöglicht einen Randspalt-freien Verbund zwischen Zahn und Werkstoff.

Dentin:

Bei Defekten, die bis in das Dentin reichen, unterscheidet sich die Vorgehensweise. Durch die Morphologie und Chemie des Dentins kann kein adäquater Verbund zwischen dem Dentin (hydrophil) und dem Kompositmaterial (hydrophob) entstehen. Um dieses Problem zu umgehen wurden spezielle Adhäsivsteme entwickelt. Das Dentin wird ebenfalls angeätzt (Phosphorsäure 30-40%; Ätzzeit nach Hersteller Angabe). Bei der Etch-and-Rinse Technik erfolgt parallel die Ätzung von Schmelz und Dentin (daher auch Total-Ätz-Technik). Dabei wird die smear layer entfernt, die Oberfläche des Dentins demineralisiert und so Kollagene des Dentins freigelegt. Nun erfolgt die Applikation eines Primers (Dentinhaftvermittler). Dieser dringt in das Kollagengeflecht ein und bindet sich mit seinem hydrophilen Rest an das hydrophile Dentin. Ein Adhäsiv/Bond kann sich jetzt an das hydrophobe Ende des Primers binden und stabilisiert  diesen. Es entsteht ein fester Verbund zwischen Dentin und Adhäsiv (Hybridschicht). Das Adhäsiv/Bond wird auch auf den Schmelz aufgetragen. Die Kompositrestauration kann jetzt erfolgen.

WICHTIG: Für optimale Ergebnisse ist es nötig die Herstellerangaben genauestens zu befolgen.

Neben dem klassischen Etch-and-Rinse System vereinigen neue Adhäsivsysteme verschiedene Schritte, z.B. Primer+Bond oder Self-Etch Adhäsive.

Ältere Adhäsivsysteme (1.-3. Generation) wurden hier aufgrund der abnehmenden Bedeutung nicht erläutert.

Quellen:

Hellwig, Elmar; Schäfer, Edgar; Klimek, Joachim; Attin, Thomas (2018): Einführung in die Zahnerhaltung. Prüfungswissen Kariologie, Endodontologie und Parodontologie. 7. überarbeitet Auflage. Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag.